Im Laufe des Herbstes konnten an den südlichen Gewässerufern des Nationalpark Donau-Auen, wie auch in den letzten Jahren zuvor, Ansammlungen gelber Schlieren festgestellt werden.
Mit der Aufklärung dieses Themas beschäftigten sich in der Vergangenheit bereits verschiedene Stellen. Zu einer Auflösung des Phänomens kam es damals jedoch nicht.
Da Mitte September in der näheren Umgebung der Gewässerufern eine Sekundärblüte des Raps zu sehen war, waren Pollen von Raps die erste Einschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Natur & Wissenschaft im Nationalpark Donau-Auen. Um die organischen Substanzen nun genauer zu bestimmen wurden Proben entnommen und in Silikagel getrocknet. Für die Untersuchung wurde eine Anfrage an das Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien versendet.
Die Analyse der Proben erfolgte durch Universitätsprofessorin Mag. Dr. Martina Weber. Zur weiteren Aufklärung wurden die lichtmikroskopischen Fotos von Universitätsprofessor Mag. Dr. Michael Schagerl und Universitätsprofessorin Mag. Dr. Irmgard Greilhuber geprüft.
Die Fachleute konnten ausschließen, dass die Substanzen auf Pollen von Raps zurückzuführen sind. „Beim gelben Niederschlag auf der Wasseroberfläche handelt es sich definitiv nicht um Pollen“, erläuterte Palynologin Dr. Martina Weber.
Worum es sich beim gelben Film tatsächlich handelt, wurde in weiterer Folge abgeklärt. „Auch Algen wurden von Dr. Michael Schagerl ausgeschlossen. Eine Nachfrage bei Dr. Irmgard Greilhuber ergab, dass es sich eindeutig um Uredosporen eines Rostpilzes handelt. Um welchen es sich handelt kann nur bestimmt werden, wenn man die Wirtspflanze und den Wirtswechsel kennt“, erklärte Dr. Weber. Dies wurde ebenso von Dr. Schagerl bestätigt. „Es handelt sich hier eindeutig nicht um Algen, sondern um Pilzsporen, die teilweise auch keimen. Die Pilzsporen wurden dann genauer von Frau Prof. Irmgard Greilhuber bestimmt“, so Dr. Schagerl.
Den Aufschluss über den rätselhaften gelben Film konnte somit die Pilzexpertin Dr. Irmgard Greilhuber liefern. „Die vorgelegten mikroskopischen Fotos, angefertigt von Frau Dr. Weber, aus Proben aus den Gewässerufern des Nationalpark Donau-Auen zeigen Uredosporen von Rostpilzen. Uredosporen sind die sogenannten Sommersporen der Rostpilze. Der Form nach handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich um die Gattung Coleosporium. Rostpilze können mit Sicherheit nur dann bis auf Artniveau zugeordnet werden, wenn man ihre Wirtspflanzen kennt. Im Auwald findet sich etwa häufig das aus Nordamerika eingewanderte Coleosporium solidaginis auf Solidago, Coleosporium tussilaginis auf Tussilago oder Coleosporium petasitis auf Petasites. Typisch ist die ellipsoidische bis eiförmige Gestalt und die fein regelmäßig warzige Oberfläche der Uredosporen. Viele Rostpilze sind durch einen mehrere Sporengenerationen und einen Wirtswechsel gekennzeichnet. Uredosporenlager entstehen auf den jeweiligen Hauptwirten, als Zwischenwirt käme bei oben genannten Arten Föhre in Frage“, erklärte Dr. Greilhuber.
Durch die neuerliche Untersuchung konnte das Rätsel doch noch gelöst werden. Daher gilt ein besonderer Dank den Universitätsprofessoren Dr. Weber, Dr. Schagerl und Dr. Greilhuber für die Bereitstellung der Analyse!
Lisa Hederer
Praktikantin im Nationalpark Donau-Auen
Danke für diese Ergänzung! Liebe Grüße, das Nationalparkteam
Interessant. Das, was auf den Feldern im Herbst gelb blüht, ist allerdings nicht Raps, sondern Senf, der nach der Sommerernte zur Gründünung angesät wird.
Beste Grüsse
F.M.