Text: Tobias Schiller, Fotos: Walter Hovorka
Der Scharlachrote Plattkäfer (Cucujus cinnaberinus) ist ein stark abgeflachter, rot gefärbter Käfer aus der Familie der Plattkäfer (Cucujidae). Bei oberflächlicher Betrachtung ist er nur mit Arten aus der Familie der Feuerkäfer (Pyrochroidae) oder mit Cucujus haematodes (in Österreich nur ein gesicherter Fund) zu verwechseln. Der Scharlachrote Plattkäfer ist im Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien gelistet und somit von besonderer Naturschutzrelevanz.

Der vor allem unter der Baumrinde lebende Käfer kommt vorwiegend in Auwäldern und flussbegleitenden Gehölzsäumen vor, man findet ihn aber auch in laubholzreichen Bergmischwäldern. Neben den Vorkommen in den Auen der March, Leitha und Salzach, lässt er sich auch in den Donau-Auen finden. Durch seine abgeflachte Form ist er perfekt an das Leben unter der Rinde angepasst. Diese Charakteristik ist auch bei anderen ähnlich lebenden Käferarten zu beobachten. Die Larven des Käfers (Abbildung 2) entwickeln sich in ein bis wenige Jahre zuvor abgestorbenen Bäumen mit feuchtem Milieu (Abbildung 3). Totholz wird nur bewohnt, wenn es einen großen Stammdurchmesser hat und noch nicht zu lange liegt. Die zu starke Zersetzung des Holzes, die durch das Vorkommen von Asseln, Tausendfüßer oder Regenwürmer unter der Rinde angezeigt wird, ist für den Käfer ungeeignet. Für die Entwicklung der Larven benötigt die Art zwei bis drei Jahre. Die adulten Käfer überwintern in trockener Rinde, meist im stehenden Totholz. Je nach Temperaturen beginnt die Paarung bereits im März, wobei die geschlechtsreifen Käfer am aktivsten zwischen April und Juni sind.
Aufgrund seiner Lebensansprüche ist der Scharlachrote Plattkäfer eine wichtige Zeigerart für wertvolle totholzreiche Gebiete und charakteristische für Aulebensräume.

Obwohl bis zu 33 verschiedene Wirtsbaumarten bekannt sind, findet man den Scharlachroten Plattkäfer in Österreich meist an Weichholzbaumarten (Pappeln, Weiden, …). Entscheidend ist allerdings die Verfügbarkeit an Wirtsbaumarten je nach Region.
Die rote Färbung des Käfers entsteht durch die Einlagerung von verschiedenen chemischen Stoffen. Vermutlich dient sie zugleich als Warnsignal und Abwehrmechanismus. Fressfeinde können den Käfer unter der Rinde nur schlecht aufspüren, oder werden von dem leuchtenden Rot abgeschreckt. Ebenso dienen die chemischen Stoffe zur Abwehr von Krankheitserregern, wie Pilze oder Bakterien, die im feuchten Milieu des Totholzes sehr häufig sind.
Über das Vorkommen des Scharlachroten Plattkäfer ist in Österreich nur wenig bekannt, ebenso in manchen Teilen des Nationalpark Donau-Auen. In den letzten Jahren häuften sich lokale Nachweise in Österreich und es wird vermutet, dass der Käfer auf lokaler oder regionaler Ebene häufiger als erwartet vorkommt. Um mehr über das Vorkommen des Scharlachroten Plattkäfers im Nationalpark Donau-Auen in Erfahrung zu bringen, wurde im April 2020 eine Erhebung unter Förderung durch das Programm Ländliche Entwicklung durchgeführt. Ziel war es, die Häufigkeit der Art abschätzen zu können, sowie zu eruieren ob der Käfer nur punktuell oder auch flächig vorkommt. Das Untersuchungsgebiet umfasste die Teile des Nationalparks Petronell – Carnuntum, Bad Deutsch Altenburg, Hainburg und Stopfenreuth.

Insgesamt wurden an 42 Bäumen 14 lebende Imagines (adulte Käfer) und 31 Larven des Scharlachroten Plattkäfers nachgewiesen. Der Bestand ist ausgesprochen zufriedenstellend. Hauptsächlich konnte der Käfer an abgestorbenen Hybridpappeln (Populus x canadensis) gefunden werden. Die Kreuzungen aus amerikanischen und heimischen Schwarzpappeln wurde für die forstliche Nutzung auf großen Flächen des Schutzgebietes eingebracht. Auch im heutigen Nationalparkgebiet findet man noch alte Hybridpappelbestände. Altersbedingt finden diese langsam ihr natürliches Ende, fallen in sich zusammen und werden von sich natürlich verjüngenden Baum- und Straucharten abgelöst.
Wie sich die Population in den nächsten Jahren entwickelt ist derzeit unklar. Es könnte allerdings sein, dass durch den Zusammenbruch von Hybridpappelbeständen, dem Eschentriebsterben oder dem Einfluss des Bibers, das Totholzangebot zunimmt und sich diese Entwicklung positiv auf die Population des Scharlachroten Plattkäfers auswirkt. Der Käfer profitiert jedenfalls vom zahlreichen Totholzangebot und weist als wichtiger Zeiger für natürliche Lebensräume einmal mehr auf die hohe Naturnähe im Nationalpark Donau-Auen hin.

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